Gespräch mit dem Buchautor Jan Leminsky, Turnierhandbuch Taijiquan
Artikel von Divyam de Martin-Sommerfeldt 24. Juli 2013
Das erste Turnierhandbuch von Jan Leminsky für Taijiquan (Tai Chi Chuan) ist herausgekommen und setzt neue Maßstäbe in der Kampfkunst-Szene. Jan Leminsky ist ein erfolgreicher Teilnehmer an Europaweiten Taiji Turnieren als Starter, sowie Trainer seiner Schüler. Jan Leminsky hat aus der Ausbildung von Schiedsrichter und Veranstalter von Taiji Turnieren die Idee entwickelt, dieses Handbuch für Kollegen herauszubringen. Pro und Kontra, Erfahrungsberichte, sowie Taijiquan Stilbeschreibungen von Gast-Autoren aus der Szene, um so Objektiv wie möglich das Thema zu treffen, sind ein Teil des Buches. Aber den größten Anteil am Buch hat der Autor selbst geleistet. Jan Leminsky hat auch mich als Taijiquan Übenden und Schiedsrichter gebeten einen Beitrag zu schreiben, was ich meinem alten Freund und Kooperationspartner nur gerne zugesagt habe. Bei Tee und Keksen habe ich mit dem Autoren ein Gespräch über sein Buch geführt.
Divyam de Martin-Sommerfeldt (DMS): Was ist das Turnierhandbuch?
Jan Leminsky (JL): Seit mehreren Jahren veranstalte ich bereits Turniere im Taijiquan und im Tui Shou. Als ich mein erstes Turnier organisierte, stellte ich fest, dass es keine
verfügbaren Organisationshilfen gab. Das hat mich gewundert, da Kampfsportturniere eine lange Tradition haben. Durch das Internet gibt es auch eine gute Suchmöglichkeit, doch meine Ausbeute war
sehr gering und so habe ich durch meine eigenen Turniere das entsprechende Wissen aufgebaut.
DMS: Wie lange hat es gedauert das Buch zu verfassen?
JL: Insgesamt zwei Jahre habe ich für die erste Auflage benötigt. Praktischerweise veranstalte ich selber jedes Jahr selber ein Turnier, so dass gerade im praktischen Teil die Arbeitshilfen
mehrmals überprüft sind. Bei den Stilbeschreibungen war es aber am schwierigsten die Vertreter einzelner Stile zu gewinnen für das Buch zu schreiben. Es ist sehr schön bereits kurz nach der
Veröffentlichung von Stilvertretern angesprochen zu werden, dass sie bei der nächsten Ausgabe mit dabei sein wollen. Es entwickelt sich und das Buch ist ein laufendes Projekt.
DMS: Was ist der Inhalt des Turnierhandbuches?
JL: Das Turnierhandbuch ist in verschiedene Teile aufgeteilt, was sich aus der Arbeit am Buch ergeben hat. Bei der Ausrichtung von Turnieren habe ich sehr schnell bemerkt, dass für Turniere die
Schiedsrichter von großer Bedeutung sind. Also habe ich mit einem Ausbildungsprogramm begonnen. Hierbei ist dann die Problematik aufgetreten, dass es verschiedene Taijiquan-Stile gibt und auch
wieder Ausprägungen und Varianten, die für einen Schiedsrichter unmöglich alle bekannt sein können. Also lag es auf der Hand ein Sammelwerk zu erstellen, in dem Experten für die einzelnen Stile
diese so beschreiben, dass Schiedsrichter eine Idee bekommen, wodrauf sie achten müssen, wenn dieser Stil präsentiert wird. Toller Nebeneffekt ist, dass es auch für Menschen, die sich nicht an
Turnieren interessieren somit eine Quelle gibt sich über verschiedene Stile zu informieren und Kontaktdaten erhalten direkt an die Stilvertreter zu gelangen.
Wenn man erst einmal Schiedsrichter hat, geraten die Teilnehmer in den Mittelpunkt. Warum sollte man auf Turnieren starten. Ist das gut für die Taijiquan-Entwicklung? Und auf einem Mal hatte ich
weitere Themen für mein Buch und ich glaube, so ist das Buch für viele Interessengruppen spannend.
DMS: Wer ist dann die Zielgruppe für das Buch?
JL: Das hat sich entwickelt. Denn es gibt noch einen weiteren Bereich im Buch. Durch das intensive Auseinandersetzen mit Taijiquan-Turnieren bin ich automatisch auf die Diskussion um den Sinn von
Turnieren gestoßen und habe mir überlegt, dass es doch schön wäre von Menschen zu lesen, die mit Turnieren zu tun hatten, da sie selber teilgenommen haben. Daraus ist dann eine Kontroverse und
Erfahrungsberichte geworden. Die Zielgruppe des Buches wurde durch diese Entwicklungen recht groß, da sich das Buch für Schiedsrichter, Turnierorganisatoren, Teilnehmer und generell an
Taijiquan-Interessierte wendet. Der Erfahrungsbereich macht ca. 100 Seiten aus, wie auch der Organisationsbereich über 100 Seiten ausmacht.
DMS: Wird es weitere Ausgaben des Turnierhandbuches geben?
JL: zuerst erscheint noch eine englische Version und dann hoffe ich, dass sich noch viele Taijiquan-Stilvertreter bei mir melden, damit in zukünftigen Versionen die Bandbreite der Stile
aufgezeigt werden kann.
DMS: Und Dein Wunsch für die Zukunft?
JL: Taijiquan ist mein Lebensweg und als Berufslehrer würde es mich freuen, wenn ich durch das Buch noch mehr Taijiquan-Praktiker dazu ermuntern kann durch Turniere unsere Kunst einem größerem
Publikum bekannt zu machen. Ferner sind die Turniere eine gute Gelegenheit sich in der Szene kennen und schätzen zu lernen. Der tolerante und neugierige Austausch untereinander würde mich
freuen.
DMS: Danke für das Gespräch.